Der Kreuzbandriss beim Hund ist in der Physiopraxis ein relativ häufig auftretendes Erkrankungsbild.
Um Ihnen das Krankheitsgeschehen etwas genauer darzustellen, fange ich einfach einmal ganz vorne an:
Das Kniegelenk des Hundes (Articulation genus) ist ein zusammengesetztes Gelenk (Art. composita), welches aus zwei Einzelgelenken besteht.
Eines der Gelenke befindet sich zwischen dem Oberschenkel und dem Schienbein (Art. femorotibialis) und das andere Gelenk befindet sich zwischen Oberschenkel und Kniescheibe (Art. femoropatellaris).
Das für uns interessante Gelenk ist das Erstgenannte, nämlich das Kniekehlgelenk Art. femorotibialis. Um dieses Gelenk zu stabilisieren, verfügt es über eine Vielzahl an Bändern. Zwei dieser Bänder verbinden den Oberschenkelknochen kreuzförmig mit der oberen, glatten Gelenkfläche des Schienbeins.
Das vordere dieser (Kreuz-) Bänder (Ligamentum cruciatum craniale), verhindert ein zu starkes Vorwärtsgleiten des Schienbeins, während das hintere Kreuzband die Bewegung des Schienbeins nach hinten einschränkt.
In der Regel reißt beim Hund das vordere Kreuzband. Im Gegensatz zum Kreuzbandriss beim Menschen hat dies allerdings nur selten traumatische Ursachen. Beim Hund ist dies zumeist ein chronisch degenerativer Prozess, sprich, das Band reißt, weil es zu früh verschleißt. Die genaue Ursache für diese frühzeitige Abnutzungserscheinung ist noch nicht abschließend geklärt, man vermutet jedoch, dass es bei betroffenen Hunden eine genetische Vorbelastung gibt.
Außerdem geht man davon aus, dass z.B. eine Hüftgelenksdysplasie (HD) durch die damit einhergehenden Stellungsveränderungen der Gliedmaße oder auch Übergewicht, die mechanische Belastung erhöht und so den degenerativen Prozess begünstigen können.
Symptom für einen Kreuzbandriss beim Hund ist eine plötzlich auftretende Lahmheit, eventuell auch in Kombination mit Schmerzäußerungen. Häufig findet man zudem den typischen Zehenspitzenstand. Der Hund belastet also nicht mit der ganzen Pfote, sondern dreht diese zur Seite und setzt nur mit den Zehenspitzen auf. Schaut man genau auf den Gang des Hundes, kann auch beobachtet werden, dass der Hund die Pfote nur kurz aufsetzt, um den dadurch entstehenden Schmerz zu vermeiden. Weitere Symptome können zum Beispiel auch eine Schwellung am Kniegelenk und/ oder ein klicken beim Laufen (Meniskusklicken) sein.
Der Tierarzt kann den Kreuzbandriss durch den sogenannten Schubladen- oder den Tibiakompressionstest feststellen, sollte dies noch nicht zur vollständigen Klarheit führen, so müssen bilgebende Verfahren (Röntgen, CT, MRT) hinzugezogen werden.
Sollte Ihr Hund von einem Kreuzbandriss betroffen sein, so ist derzeit die operative Versorgung des Knies die gängige Methode, um eine Schmerzfreiheit zu erlangen (über die operativen Möglichkeiten, schreibe ich in meinem nächsten Blogartikel).
Mehrere Studien belegen zudem die Wirksamkeit von Physiotherapie nach einem Kreuzbandriss. Ziel ist es hierbei, den Patienten so schnell als möglich schmerzfrei zu bekommen, Sekundärläsionen zu vermeiden, Muskelmasse aufzubauen, sowie Gliedmaßenfehlstellungen zu korrigieren, bzw. die Gliedmaßenfunktion wieder herzustellen.